Das System der Fleischbarone – ein Skandal nach dem anderen

DIE LINKW NRW
Nachrichten

Nachdem am Wochenende das WDR-Magazin »Westpol« über gravierende Mängel bei der Umsetzung des Hygienekonzeptes beim Schweinekapitalisten Tönnies berichtet hatte, kommen nun immer mehr kriminelle Machenschaften bei der Anwerbung von ausländischen Arbeitskräften für die gesamte deutsche Fleischindustrie ans Licht. Mit Razzien geht die Polizei am heutigen Mittwoch (23. September 2020) in mehreren Bundesländern und auch in NRW gegen illegale Leiharbeit vor.

„Nicht erst seit den Corona-Infektionen bei Tönnies beweist die Fleischindustrie, welche kriminelle Energie in ihr steckt: Der aktuelle Höhepunkt sind Leiharbeitsverhältnisse, die durch Dokumentenfälschung ermöglicht werden“, erklärt dazu Inge Höger, Landessprecherin von DIE LINKE NRW.

„Und wenn die Bezirksregierung Detmold bereits im Mai bei Kontrollen gravierende Mängel und Verstöße gegen Arbeitsschutzstandards und gegen das eigene Hygienekonzept feststellte, fragt man sich erst recht, warum sich erst über 1.000 Beschäftigte mit SARS-CoV-2 infizieren mussten, bevor die Zustände zu Reaktionen auch der Bundes- und Landesregierung führten. Das Verbot von Leiharbeit und Werkverträgen in der Fleischindustrie muss deshalb ohne Abstriche durchgesetzt werden. Und wenn die Firma Tönnies nun ankündigt, 6.000 Werkvertragsbeschäftige direkt einzustellen, muss man ihnen weiter auf die Finger schauen.“

Unter anderem hatte eine Kontrolle bereits am 15. Mai ergeben: »Im gesamten Bereich der Schlachtung tragen die Mitarbeiter*innen keine Mund-Nasen-Bedeckung«. Zudem waren Toiletten verdreckt. In der Kantine seien keine Maßnahmen getroffen worden, um die Anzahl der Sitzplätze zu verringern; außerdem habe es keine Zwischenreinigung oder Desinfektion gegeben. Aus den Berichten der Bezirksregierung geht nach WDR-Recherchen hervor, dass Tönnies zwischen Mitte März und Mitte Mai überhaupt nicht kontrolliert wurde. Erst als Anfang Mai eine Virusinfektion bei der Firma Westfleisch verzeichnet wurde, gingen die Kontrolleure auch in andere Schlachtbetriebe.