Schule: Chancengerechtigkeit für alle Kinder und Jugendlichen!
Die Mehrheitskoalition aus SPD, GRÜNEN und Die Linke hat sich im Schulausschuss gegen den Vorschlag der Verwaltung, zwei Mehrklassen an Realschulen in Bielefeld-Mitte zu bilden, ausgesprochen.
Als Vertreterin der Linken im Schulausschuss nehme ich wie folgt dazu Stellung:
Den Elternwillen, der sich in den Anmeldezahlen ausdrückt, habe ich zur Kenntnis genommen und ich kann den Ärger und Unmut einzelner Eltern nachvollziehen - allerdings muss ich als Schulpolitikerin auch hierbei die gesamte Schulsituation in Bielefeld im Auge haben. Dazu gehören nicht nur die Anmeldezahlen zu weiterführenden Schulen im Jg. 5, sondern auch die „Verschiebungen“, die wir seit einigen Jahren in den Jg. 7 – 9 der weiterführenden Schulen verzeichnen.
Gymnasien und Realschulen in unserer Stadt machen eine gute Arbeit – und dennoch müssen in jedem Jahr ca. 100 – 150 Schüler*innen diese Schulen in Richtung Gesamt- und Sekundarschulen wieder verlassen. Neben dem Frust der betroffenen Schüler*innen, bedeutet dies für die aufnehmenden Schulen:
- Klassen müssen neu zusammengesetzt werden
- Frustration bei „Bestandsschüler:innen“ durch Klassenwechsel
- Klassenfahrten müssen gecancelt oder verschoben werden
- Hohen personellen Aufwand und zusätzlichen Abstimmungsbedarf bei pädagogischen Maßnahmen zur Stärkung der neuen Klassengemeinschaften Frust bei und Konflikte mit „Bestandseltern“.
Bei genauer Betrachtung der Anmeldezahlen in diesem Jahr zeigt sich, dass sich Eltern nicht für eine Schulform, sondern speziell für einzelne Realschulen im Innenstadtbereich entscheiden. Sie nehmen dafür oft lange Schulwege für ihre Kinder in Kauf. Für den Realschulbereich gilt: Sollten die Luisen- und die Gertrud-Bäumer-RS weiter ausgebaut werden, hieße das in der Zukunft, dass der Bosse-Realschule sowie anderen Realschulen in Außenbezirken das Aus droht.
Hinzu kommt, dass sich das im Schulrecht verbriefte Recht der Eltern, über die Schullaufbahn ihrer Kinder zu entscheiden, nicht auf einzelne „gehypte“ Schulen, sondern auf eine Schulform, bzw. einen Bildungsgang bezieht. Der Realschulabschluss (FOR) wird auch an integrativen Schulen angeboten! Dort haben alle Schüler*innen die Möglichkeit, den ihren Fähigkeiten entsprechenden Abschluss zu machen und müssen nicht befürchten, ihre Schule bei Misserfolgen wieder verlassen zu müssen. In diesem Schuljahr mussten an Gesamt- und Sekundarschulen Schüler*innen im Umfang von 3 – 4 Klassen neu aufgenommen und integriert werden, die in Jahrgang 5 an Realschulen und Gymnasien angemeldet waren; an zwei Schulen war dafür die Bildung von je einer „Mehrklasse“ – mit den oben beschriebenen Folgen – nötig.
Der von der Koalition eingebrachte Antrag „missachtet“ daher das Elternrecht nicht, sondern versucht, einen Ausgleich zu schaffen zwischen individuellen Wünschen und der politischen Verantwortung, Chancengerechtigkeit für alle herzustellen.
Die Linke setzt sich weiterhin konsequent für Chancengerechtigkeit für alle Kinder und Jugendlichen durch eine Schule für Alle ein!
Astrid Lehmann, sachkundige Bürgerin und Vertreterin der Linken im Schulausschuss