Ostermarsch Ostwestfalen-Lippe 2019: Größer, bunter, jünger!

Bielefelder Friedensinitiative
BI KV Nachrichten (Aktuell)

Mit zeitweise bis zu 1.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war der diesjährige Ostermarsch Ostwestfalen-Lippe nicht nur einer der größten seit langer Zeit in Bielefeld, sondern auch einer der größten in Nordrhein-Westfalen. Auf der Friedrich-Ebert-Straße reichten die zugewiesenen zwei Spuren für die vielen Menschen nicht aus.

Diese eint nicht nur der Widerstand gegen die von Bundesregierung, EU und NATO betriebene massive Aufrüstung. Immer offensichtlicher wird auch, ein System, das auf Wachstum und Profit setzt, stößt an seine globalen Grenzen. Es setzt damit in vielfacher Weise die Existenz der Menschheit aufs Spiel. Schon jetzt zerstören Krieg und Klimakatastrophe die Lebensgrundlagen Hunderter Millionen Menschen.

Entsprechend breit war das diesjährige Ostermarsch-Bündnis. Fast fünfzig Organisationen unterstützten den Aufruf der Friedensinitiative Bielefeld und OWL. Erstmals riefen auch die „Seebrücke“, „Friday fort Future“, „Parents for Future“ Bielefeld und die Antirassismus AG der Uni Bielefeld zum Ostermarsch auf. Alle Rednerinnen und Redner, alle Anwesenden waren sich einig, die vielen Milliarden, mit denen aufgerüstet und Krieg geführt wird, brauchen wir für den Kampf gegen die Klimakatastrophe und die sozial-ökologische Umgestaltung der Gesellschaft.

Auf der Auftaktkundgebung am Kesselbrink erinnerte Inge Höger, Sprecherin der Linken in NRW, an die verheerenden Kriege in Afghanistan, in Syrien, in Mali, im Jemen und anderen Ländern. Zudem spitze sich die internationale geopolitische Lage bedenklich zu. Und der EU käme nichts anderes in den Sinn, als gemeinsame Aufrüstung und eine europäische Armee. Abrüstung und Frieden seien die einzige Konsequenz.

Während der Zwischenkundgebung am Bahnhof wurde der vielen tausend Jüdinnen und Juden aus Bielefeld und Umgebung gedacht, die von dort aus in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert wurden.

Ein Vertreter der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend SDAJ betonte, dass nicht die Bevölkerung anderer Länder unsere Feinde seien. Er sprach sich auch gegen die Versuche aus, einen „Regime-Chance“ in Venezuelas zu erreichen um dort ein US-freundliches Regime zu installieren.

Im Zeichen der internationalen Solidarität stand auch die Forderung nach Freilassung der politischen Gefangenen in der Türkei.

Vom Bahnhof zog der Demonstrationszug weiter durch die Bahnhofsstraße und die Altstadt.

Am Park der Menschenrechte erinnerten Vertreterinnen der Antirassismus AG der Uni Bielefeld an 100 Jahre Abschiebehaft in Deutschland. Sie schilderten das Schicksal der Menschen, die hier Schutz vor Krieg, Verfolgung und Elend suchen und jetzt unter unwürdigen Haftbedingungen auf ihre Abschiebung in Ungewissheit oder gar den Tod warten.

Erste Rednerin auf der Abschlusskundgebung auf dem Jahnplatz war die Vorsitzende des DGB-OWL Anke Unger. Sie sprach sich gegen Aufrüstung und die Militarisierung der EU aus und hoffe, dass wie bei „Fridays for Future“ immer mehr Druck von jungen Leuten ausgehe. Sie riet dazu, die Unterschriftenliste „Frau Merkel, unterschreiben Sie das Atomwaffenverbot“ zu unterschreiben. „Die Krisen dieser Welt kommen näher an unser heran – und es gibt 15.000 Nuklearwaffen weltweit, das sind 15.000 zu viel.“

Aus aktuellem Anlass konnte Martin Kolek von Seawatch nicht in Bielefeld dabei sein. Seine Rede wurde von einer Vertreterin der Seebrücke verlesen. Nie zuvor war die Verknüpfung von Macht, Gewalt und Krieg so offensichtlich erkennbar wie heute, schreibt Martin Kolek. Der industriell-militärische neoliberale Komplex braucht den Krieg.

Als letzte Rednerin beschreibt die Bielefelder Ärztin Dr. Angelika Claußen, Europa-Präsidentin der Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs IPPNW, die wachsende Gefahr eines atomaren Krieges. Sie fordert den Beitritt Deutschlands zum Atomwaffenverbotsvertrag. Sie sagt: „Enorm steigende Rüstungsausgaben verschlingen die Gelder, die für effektive Klimaschutzmaßnahmen und anderswo dringend gebraucht werden. Die Bundesregierung will ihre Militärausgaben bis 2024 auf über 70 Milliarden Euro nahezu verdoppeln. Dieses Geld fehlt für zivile Aufgaben wie Kitas, Schulen und Universitäten, sozialen Wohnungsbau, Krankenversorgung, Alterssicherung, öffentlichen Personen- und Güterverkehr, ökologischen Umbau und Klimagerechtigkeit.“

Die Sambistas, Mad Cap und Zweipunktzwei sorgten für die musikalische Unterstützung.

bielefelder-friedensini.de