Geplante Schließung NW-Druckhaus Arbeitgeber lehnt Fortführungskonzept ab ver.di fordert Sozialtarifvertrag

Bielefeld, 4. März 2021

Standortschließung und Tarifflucht der sozialdemokratischen Druckerei Küster + Presse-Druck in Bielefeld.

Geschäftsleitung lehnt Fortführungsmodell ab!

 

Die Bielefelder Druckerei J. D. Küster Nachf. + Presse-Druck GmbH & Co. KG, die älteste Druckerei in Bielefeld und letzte sozialdemokratische Druckerei, soll nach dem Willen der Geschäftsleitung ihre Pforten schließen. In einer Verhandlung am 03.03.2021 zu Interessenausgleich und Sozialplan hat der Arbeitgeber dem Betriebsrat mitgeteilt, dass er das von Gewerkschaft und Betriebsrat erarbeitete Alternativkonzept ablehnt.

Die Druckerei mit rund 50 eigenen Arbeitsplätzen gehört zur Unternehmensgruppe der Neuen Westfälischen, die wiederum zu 100% der SPDMedienholding DDVG gehört. Bislang wurden dort neben der NW unter anderem auch die Lippische Landeszeitung, das Haller Kreisblatt und die SPD-Mitgliederzeitung „Vorwärts“ gedruckt. Passend zur Adventszeit wurde der Belegschaft im Dezember mitgeteilt, dass der Verlag sich für eine Fremdvergabe und Abwicklung des Druckzentrums entschieden habe. Seitdem befinden sich Betriebsrat und Gewerkschaft in Verhandlungen mit dem Arbeitgeber. Über ein eigens entwickeltes Alternativkonzept, dass zumindest den Fortbestand der Druckerei bis 2026 gesichert hätte, wurde gar nicht ernsthaft verhandelt. Besonders pikant dabei: Die Fremddienstleister, die künftig in Osnabrück und Rodenberg den Druck erledigen sollen, sind im Gegensatz zum Druckhaus in Bielefeld-Sennestadt nicht tarifgebunden. „Meine Kolleginnen und Kollegen sind erschüttert, wie schnell unsere Alternativen vom Tisch waren“, erklärt BR-Vorsitzender Michael Bensiek, „viele von uns sind über 50, Durchschnitt sind 56 Jahre, die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt sind richtig schlecht.“ – Auch der für die Branche landesweit zuständige Gewerkschaftssekretär Dirk Toepper wundert sich über die Entscheidung des Verlages: „Mit der Fremdvergabe handelt sich der Verlag ohne Not Schwierigkeiten bei Aktualität und Logistik ein. Darüber hinaus ist die vom Arbeitgeber vielfach geäußerte räumlich zu große Entfernung zur nächsten tarifgebundenen Druckerei nicht richtig. Nicht mal einen Kilometer weiter ist die Druckerei des Westfalen-Blattes, das aktuell nach Tarifbedingungen bezahlt. Hier deutet sich an, dass es schlicht um den Preis geht und man auch den ‚Vorwärts‘ lieber billig druckt, statt zu Tarifbedingungen.“ In den weiteren Verhandlungen werden Betriebsrat und Gewerkschaft möglichst vielen der Betroffenen eine Perspektive zu schaffen versuchen. „Aber so wird das nicht leicht“, so Bensiek verärgert. Die Gewerkschaft ver.di fordert den Arbeitgeber nun zu Sozialtarifverhandlungen auf. Ein Offener Brief an die DDVG und SPD-Mandatsträger wurde vom Betriebsrat und der gewerkschaftlichen Betriebsgruppe auf den Weg gebracht. Weitere Infos:

Dirk Toepper – ver.di Bezirk Ostwestfalen-Lippe Fachbereich 8 Medien, Kunst und Industrie 0171/76 26 866

Die Lokalredaktionen der NW und des Westfalen-Blattes haben bis heute nichts aus dieser ver.di-Presseinformation veröffentlicht. Warum informieren sie ihre Leser und Leserinnen wohl nicht?